Unser Aufruf an den Ministerpräsidenten NRW zum geplanten Epidemiegesetz: Setzen Sie andere Prioritäten!

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

wir wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie, um Ihnen zu versichern, dass die Ärztinnen und Ärzte in diesem Land alles tun und tun werden, um zu helfen, die Corona-Krise durchzustehen. Wir glauben dies auch für die Vielzahl der Beschäftigten im Gesundheitssystem sagen zu können. Das ist Teil unserer Professionalität, unserer ethischen Verantwortung und selbstverständlich unserer Solidarität. Das entspricht im Übrigen auch den Rückmeldungen, die wir von vielen Menschen bekommen.

Wir Neurologen, Nervenärzte und Psychiater versichern Ihnen, dass wir alle unsere Kräfte zur Verfügung stellen, unsere Patienten, darunter viele chronisch Erkrankte und Schwerkranke, nicht nur weiterzuversorgen, sondern ihnen gerade auch in diesen Zeiten der Angst und existenziellenVerunsicherung zur Seite zu stehen.

Die Politik hat bis jetzt mit bemerkenswerter Schnelligkeit und Besonnenheit reagiert. Dies findet unsere uneingeschränkte Zustimmung. Die Erkenntnisse der Virologen und Infektionsmediziner scheinen den bisherigen Maßnahmen rechtzugeben. Die Kontaktsperren sind vor diesem Hintergrund sinnvoll, da sie den Hauptinfektionsquellen im öffentlichen Raum Grenzen setzen. Die eigentlichen Virusbrutstätten sind jetzt deshalb weniger Coronapartys, sondern zunehmend Krankenhäuser, Altenheime und Pflegeeinrichtungen. Die Mitarbeiter dort werden allerdings meist erst getestet, wenn sie Symptome zeigen. Notwendig sind hingegen regelmäßige und präventive Tests, um Infizierte isolieren zu können.

Weiterhin ist ein umfassender Schutz mit einfachen Maßnahmen in Form von Schutzkleidung absolut notwendig. Dies mit höchster Priorität sicherzustellen ist die wichtigste Maßnahme und würde allen Pflegerinnen und Pflegern, Altenpflegerinnen und -pflegern sowie Ärztinnen und Ärzten nicht nur helfen, sondern auch das Gefühl geben, dass ihr Einsatz wertgeschätzt wird – trotz Angst um das eigene Leben und das ihrer Angehörigen. …